Mittwoch, 9. November 2011

Gibt es einen Welpenschutz?

In der Hundeentwicklung ist ein junger Hund nur bis zur zirka 16. / 18. Lebenswoche noch ein Welpe. Danach wird er bereits als Junghund eingestuft. Oft sind Hundebesitzer der Meinung, ein Hund wäre mit fünf, sechs Monaten noch ein Welpe. Die Menschen verlassen sich dann auf den vermeintlichen „Welpenschutz“, um unangemessenes oder aufdringliches Verhalten ihres Hundes gegenüber erwachsenen oder anderen Hunden nicht zu unterbinden, sondern zuzulassen.
Es wird davon ausgegangen, dass der Welpe oder junge Hund mehr oder weniger Narrenfreiheit besitzt und von keinem anderen Hund dafür zur Rechenschaft gezogen wird. Muss ein erwachsener Hund einmal deutlicher zeigen, dass er keinen Kontakt möchte, so wird er schnell als „bösartig“ eingestuft. Im Grunde aber entsteht das Problem durch mangelndes Wissen! 

Narrenfreiheit?
 Warum ist es so wichtig, dass der Hund „höfliches“ Verhalten erlernt und man ihm dabei helfen sollte?

Bedenken Sie bitte, dass es den generellen Welpenschutz nicht gibt. Einen Schutz des Welpen gibt es nur innerhalb der eigenen Hundefamilie und hier aus dem einfachen Grund, dass alle miteinander verwandt sind. Zudem lernen die Kleinen sehr schnell, was die Eltern tolerieren, und was nicht.

Hunde, die sich im Alltag treffen, sind nur in den seltensten Fällen miteinander verwandt.

Hier ist der Welpe oder junge Hund nur dann geschützt, wenn er in der Lage ist, die richtigen Verhaltensweisen zu zeigen bzw. wenn er „höfliche Umgangsformen“ besitzt.

Wie laufen solche Begegnungen meistens ab?

Ein erwachsener Hund wird einen Welpen oder Junghund meist ignorieren und sich abwenden. Wird der Welpe oder Junghund nun zu aufdringlich oder frech und akzeptiert nicht, dass der erwachsene Hund nicht auf ihn eingehen will, so ist es aus Hundesicht völlig normal und nicht bösartig, wenn er hierfür vom erwachsenen Hund in die Schranken gewiesen wird.
Dieses „In – die – Schranken – weisen“ erfolgt bei gut sozialisierten älteren Hunden in der Regel durch mehrmaliges deutliches Ignorieren und Abwenden oder Ausweichen (dabei sind erwachsene Hunde meist sehr geduldig, der junge Hund bekommt viele „Chancen“, richtiges Verhalten zu zeigen). Hört der junge Hund nicht auf und bedrängt das Gegenüber weiter, kann sowohl ein Anknurren und bei weiterer „Belästigung“ auch ein angedeutetes Schnappen in die Luft gezeigt werden. Dabei besteht keine Verletzungsabsicht, es liegt eine deutliche Hemmung vor – direkter Körperkontakt ist selten nötig. Wenn Ihr Welpe oder Junghund gut sozialisiert ist, so wird er das Verhalten des älteren Hundes sofort verstehen und seine Bemühungen einstellen.
Es ist nicht richtig, dem erwachsenen Hund hier Aggressivität oder mangelnde Sozialisation zu unterstellen. Aus Hundesicht verhält er sich völlig normal.

Es kann vorkommen, dass ernsthafte Verletzungen entstehen. Dies passiert vor allem dann, wenn der erwachsene Hund keine gute Sozialisation genossen hat. Hunde, die nicht auf Artgenossen sozialisiert wurden bzw. den Umgang mit Artgenossen nicht lernen durften, können sehr heftig reagieren. Oft sogar ohne vorheriges Drohverhalten. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Sie mit Ihrem Welpen an einer guten Welpengruppe teilnehmen – nicht auf Artgenossen und verschiedene Menschen sozialisierte Hunde können in verantwortungslosen Händen eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellen.

Generell ist wichtig, dass Sie immer bedenken: Wenn Ihnen (egal, ob Sie ein Welpenbesitzer sind oder einen erwachsenen Hund besitzen) ein anderer Hundebesitzer entgegen kommt, der seinen Hund angeleint führt, so nehmen Sie bitte Ihren Hund auch an die Leine oder bringen Sie ihn in Ihrer Nähe unter sichere Kontrolle. Der andere Hundebesitzer wird einen Grund haben, weshalb er seinen Hund an der Leine führt. Bitte nehmen Sie Rücksicht und respektieren Sie das andere Hund-Halter-Team. Diese Regel sollte in guten Hundeschulen schon ab der Welpengruppe und in allen weiteren Kursen vermittelt werden. Und, wenn wir ehrlich sind, würden sich alle Hundebesitzer daran halten, könnten viele Konflikte vermieden werden! Eine schöne Vorstellung.

Besser nicht!
Wenn ein Welpe nicht gelernt hat, Gesten eines erwachsenen Hundes bzw. Mimik und Ausdruck eines Artgenossen zu verstehen und nicht aufhört, ihn zu bedrängen, bleibt (wenn Sie als Halter nicht sehen, dass Ihr Hund einen anderen Hund belästigt) dem bedrängten Hund keine andere Wahl, als zu reagieren. Deshalb achten Sie bitte auf Ihren Welpen oder Junghund und verhindern Sie, dass der andere Hund Ihre Aufgabe übernimmt und deutlich werden muss.
Es ist wichtig zu erkennen, dass der eigene Hund sich gerade unhöflich benimmt. Nehmen Sie Ihren Hund aus der Situation und verhindern Sie, dass er unhöfliches und provokantes Verhalten einübt.

Bitte verhindern Sie, dass Ihr freilaufender Welpe (aber auch Ihr älterer Hund) einen angeleinten anderen Hund belästigen kann. Dieser ist durch die Leine in seinen Ausdrucks- und Bewegungsmöglichkeiten stark eingeschränkt und kann somit nicht angemessen kommunizieren – er wird eventuell heftiger reagieren.

Schützen Sie Ihren Hund und helfen Sie ihm, unangemessenes Verhalten erst gar nicht einzuüben. Den Welpenschutz gibt es nicht!

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